Die EU will eine CO2-Reduktion von 37,5% für Neuwagen durchsetzen. An sich ein lobenswertes Ziel, aber mir will beim besten Willen nicht in den Kopf, wie das erreicht werden soll. Weil: Wenn ich eine definierte Menge von einer Kohlenstoffverbindung verbrenne (Benzin, Diesel), dann benötige ich für die Verbrennung auch eine ganz bestimmte Menge an Sauerstoff. Das ist simple Stöchiometrie. Dann entsteht aus der definierten Menge an Kohlenstoffverbindung und der ganz bestimmten Menge an Sauerstoff auch eine exakt berechenbare Menge an Kohlendioxid (CO2) – nicht mehr und nicht weniger. Wenn jetzt die EU eine CO2-Reduktion für Neuwagen fordert, dann bedeutet das im Klartext, dass die Neuwagen auch entsprechend sehr viel weniger an Treibstoff verbrauchen müssen.
Da unsere Autos heute schon auf einen Minimalverbrauch getrimmt sind, dürfte so eine Reduktion bei gleichbleibender Leistung und bei Beibehaltung eines Verbrennungsmotors schon rein physikalisch-chemisch nicht machbar sein. Damit sind wir aber auch schon bei anderen Antriebstechniken. Was hätten wir da? Erdgas? Vergesst es, auch daraus entsteht CO2. Methanol oder irgendein anderer Alkohol? Ist genau so ein Kohlenwasserstoff wie Benzin oder Diesel und folglich wäre damit gar nichts gewonnen. Wasserstoff? Wäre vielleicht eine Möglichkeit, wenn solche Autos bezahlbar sind und wenn der zur Wasserstofferzeugung erforderliche Strom eben NICHT aus der Braunkohle, sondern vielmehr aus regenerativen Quellen stammen würde. Strom? Könnte sicherlich funktionieren, aber auch da ist die Erzeugung aus Braunkohle ein absolutes No-Go, weil der Auspuff bloß verlagert wird.
Anders ausgedrückt: Mit dem bisherigen Verkehrskonzept, das auf Individualverkehr und große Autos (die dann überwiegend nur mit einer Person besetzt sind) sowie auf Strom und Antriebsenergie aus Verbrennungsprozessen setzt, ist die Forderung der EU nur schwerlich umzusetzen. Die CO2-Reduktion ist nur dann möglich, wenn einerseits der Individualverkehr zugunsten von Massenverkehr massiv zurückgedrängt wird und wenn andererseits regenerative Energiequellen massiv gefördert werden. Beides erfordert aber eine enge Zusammenarbeit von Automobilindustrie und Stromwirtschaft – die müssten letztlich zusammengehen. Dazu jedoch müssten sich unsere Politiker von liebgewonnenen, bisherigen Vorstellungen komplett verabschieden und eine gänzlich andere Politik als heute machen.
Während ich mir in technischer Hinsicht eine CO2-Reduktion durchaus vorstellen kann – sie ist machbar! – halte ich die dazu erforderliche politische Weichenstellung für reines, nicht realisierbares Wunschdenken. Weil: Das würde sowohl die Automobilindustrie inklusive ihrer Lobbyisten wie auch die Energiewirtschaft vor den Kopf stoßen! Außerdem würde eine solche politische Weichenstellung ein gewisses Mindestfachwissen voraus setzen. In einem Land aber, in dem ein beruflich unerfahrener Bankkaufmann so mir nichts dir nichts von heute auf morgen zum Gesundheitsminister mutiert, ist derartiges Fachwissen weder gegeben noch gefragt. Ergo wird’s auch nicht zur CO2-Reduktion kommen. Ganz einfache Schlussfolgerung! Mit anderen Worten: Was unsere Medien derzeit verkünden ist viel Lärm um nichts! Na ja, nicht ganz: Zum Abzocken des Verbrauchers wird’s sicherlich allemal ausreichen …
„Da unsere Autos heute schon auf einen Minimalverbrauch getrimmt sind, dürfte so eine Reduktion bei gleichbleibender Leistung und bei Beibehaltung eines Verbrennungsmotors schon rein physikalisch-chemisch nicht machbar sein. “
Muss ein PKW tatsächlich 200kW haben. 100 oder 50 reichen allemal. Das würde allerhand bringen.
Ansonsten: Einschränkung des Individualverkehr so weit wie möglich (und soweit wie sozial verträglich).
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mich wundert nur warum in zeitungen keine kritik darüber steht sondern ich das bei dir lese.
gibt es keinen kritischen journalismus mehr?
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Nein, denn die allermeisten Journalisten sind heute Freiberufler. Die müssen, um überleben zu können, etwas in der Richtung publizieren, die der Verlag oder das Rundfunkmedium vorgibt. Und die gehören bekanntlich zu Großkonzernen.
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das grenzt schon scharf an zensur.
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Nein, das ist lediglich praktizierter Neoliberalismus: Du hast deine Arbeitsleistung so abzuliefern, wie dein Boss es haben will. Andernfalls erkennt er die nicht an und entlohnt die auch nicht. Das ist u. a. einer der Gründe, warum ich die Auffassung vertrete, dass Neoliberalismus und Demokratie nicht miteinander vereinbar sind und dass folglich alle diejenigen, die dem neoliberalen Hype hinterherhecheln, Antidemokraten (Verfassungsfeinde?) sind. Aber das ist selbstverständlich nur meine ganz persönliche Meinung.
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das hat mit freier presse noch so viel zu tun wie mein blog den pulitzerpreis verdiente.
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Wie immer lassrn sich Probleme nur durch Freiheit und Verantwortung lösen. Und nicht per Ordre de Mufti.
Heisst, jeder kann fahren wie und was er will, solange er die Abgase selbst schluckt.
Gilt natürlich auch im allen anderen Lebensbereichen.
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Die Regelung soll u.a. erzielen, dass das, was an höherer Effektivität z.B. im Motorbereich entwickelt und verbaut wird, nicht dazu verwandt wird noch mehr technischen Schnickschnack zu betreiben. Es sollte dazu verwandt werden, den Spritt-Verbrauch zu senken. Rückabwickelungen gesamteffektivitätssenkender Fahrzeugkomponenten bieten zusätzlich ein enormes Potential.
Der Durchschnittsverbrauch ist seit Jahrzehnten trotz gesteigerter Effektivität nicht zurück gegangen. Und Autos werden seit geraumer Zeit wieder erkennbar schwerer.
Auch sollen mehr Hybrid-Systeme auf die Strasse, die eine Rekuperation der kinetischen Energie ermöglichen, die beim Bremsen normalerweise als Entropie abgeleitet wird (Wärme) und dadurch verloren ist. Ob und wie das wirklich sinnvoll ist, lässt sich noch nicht genau sagen. Es bedarf weiterer Forschung in dem Bereich, um die Effektivitätsschwellen der verschiedenen technischen Möglichkeiten genauer zu beleuchten. Abspecken ist allerdings einfacher und schon überall möglich.
Das Vorhaben ist sehr sinnvoll und auch möglich, steht aber dem Hang der Autoindustrie und vieler Konsumenten zu PS-Boliden, ‚totaler gefühlter‘ Sicherheit und Bequemlichkeit entgegen. Wir fahren keine Autos, wir fahren kleine Häuser. „My Car Is My Castle“
Wieviele Airbags haben moderne Fahrzeuge noch und warum brauchen wir soviele? Weil wir ein Volk potentieller Michael Schumachers sind, die es immer sehr eilig haben und weil die Autoindustrie unsere Regierung nach wie vor komplett im Sack hat.
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