„Wer überall die Finger drin hat kann keine Faust mehr ballen.“
(Dieter Hildebrandt)
„Was kann schöner sein auf Erden als Politiker zu werden“ – so lautet der Titel eines ziemlich alten Liedes von Reinhard Mey. Ich habe mir im Web mal die Lebensläufe diverser, so genannter „Volksvertreter“ angesehen und versucht, daraus einen Extrakt für eine Laufbahn als Politiker zu ziehen. Mag sein, dass ich damit falsch liege. Mag auch sein, dass ich da etwas völlig falsch verstanden habe. Falls aber nicht, dann würde das so einiges erklären. Also, was braucht man, um in Deutschland zum Spitzenpolitiker zu werden?
1. Das A und O an der ganzen Geschichte ist die „bessere“ Herkunft. Ohne die kann man das Ganze gleich knicken. Denn nur besagte Herkunft sorgt für den „Stallgeruch“, auf den es in gewissen gehobenen Kreisen ankommt.
2. Das Kind aus „besserem Hause“ kommt zur Schule und erhält vorab schonmal einen Bonus in Form von Herkunftspädagogik. Leistung muss es nicht zeigen; es reicht völlig aus, „irgendwie gerade so eben noch mitzuschwimmen“ und wenn das Ertrinken droht, dann greift ein finanziell gutsituierter Papi nach dem altbewährten Schema des „Fabrikantenwalzers“ ein. Die Gymnasialempfehlung am Ende der Grundschulzeit gibt’s aufgrund der Herkunftspädagogik ohnehin automatisch. Auf dem Gymnasium setzt sich das dann fort und ein für teures Geld engagierter Privatlehrer bügelt die schlimmsten Schnitzer aus. Immens wichtig ist es allerdings bereits zu diesem Zeitpunkt, Aufmerksamkeit zu erregen. Merke: Auf Kompetenz kommt es dabei in keinster Weise an! Wichtig ist nur, kompetent zu erscheinen – Dreistigkeit siegt und dann nehmen einem alle alles ab. Irgendwie passt es dann auch schon mit dem Abitur.
3. An die Schule kann sich im Ausnahmefall eine kurze Ausbildungszeit anschließen: Die ist KEIN grundsätzliches No-Go-Argument! Dann aber doch bitte nur in einem gehobenen, verwaltenden Beruf und nicht etwa mit wirklicher, händischer Arbeit. Die gilt es unbedingt zu vermeiden, denn so ein Schandfleck im Lebenslauf wäre tödlich! Was sich auch immer gut macht, sind ein paar Jährchen beim Militär, selbstverständlich im Offiziersrang. Das es sich um reinen Schreibstuben-Gammeldienst handelt hat ja keinen zu interessieren. Ist aber beides nicht wirklich notwendig, denn viel wichtiger ist parteipolitische Arbeit in einer politischen Jugendorganisation.
4. Absolut unverzichtbar: Ein Studium! Vorzugsweise im Bereich Jura oder Betriebswirtschaft und im Idealfall an einer elitären Privatuni oder gleich beim Bund. Abgeschlossen werden muss so ein Studium selbstverständlich nicht, denn es dient in erster Linie dazu, Vitamin B anzusammeln und Kontakte zu knüpfen; notfalls tut es das spätere Überhäufen mit Ehrendoktorwürden ja auch. Einzig wichtig sind die Seilschaften! Überhaupt ist zu beachten, dass eine abgeschriebene Abschlussarbeit irgendwann auffliegen könnte, so dass ein rechtzeitiger Studienabbruch immer das Mittel der Wahl darstellt. Oder aber besagte Arbeit ist im Laufe der Jahre überall „durch unvorhersehbare Ereignisse irgendwie abhanden gekommen“, was erfahrungsgemäß auch sehr gut funktioniert. Selbstverständlich darf während dieser Phase die parteipolitische Arbeit – gekennzeichnet durch nachhaltiges Kriechen und Einschleimen – keinesfalls vernachlässigt werden, ganz im Gegenteil sogar! Das trainiert das Dreistigkeit-Siegt-Verhalten bei gleichzeitiger, real vorhandener Kompetenzallergie und fördert die rethorischen Fähigkeiten. Einzig auf die kommt es an, denn später geht es ja in erster Linie darum, das blöde Stimmvieh unqualifiziert und inhaltsleer durch die Absonderung von heißer Luft totzulabern – vgl. den darin unerreichten Champion Edmund Stoiber. Bis zum Kreisvorsitzenden einer Partei – möglichst kombiniert mit einer Tätigkeit als Stadtrat – sollte man es jetzt aber wirklich schon gebracht haben, denn das ist das sichere Sprungbrett in den Bundestag. Die Mitgliedschaften in diversen Think Tanks verstehen sich von selbst! Was auch immer gut kommt (es muss ja nicht lange sein) ist irgendeine Tätigkeit in irgendeiner Chefetage irgendeines berüchtigten Konzerns.
5. Im Bundestag angekommen hat der künftige Spitzenpolitiker den Streber raushängen zu lassen. Nicht wegen des Geldes, denn das leistungslose Grundeinkommen in fürstlicher Höhe kommt ja von selbst. Aber die Position als stellvertretender Vorsitzender einer Arbeitsgruppe (egal welcher) hebt ihn aus dem Hinterbänkler-Dasein heraus. Für die Arbeit hat er jetzt seine Leute, so dass er sich ganz auf seine Kernkompetenz, nämlich die Heißluftproduktion, konzentrieren kann. Dadurch fällt er der elitären Parteispitze auf und wird als potenzieller Nachfolger für irgendwen ins Auge gefasst. Als äußerst hilfreich erweist sich jetzt das Vitamin B, also die Seilschaften in der Wirtschaft und über Think Tanks. Überaus wichtig dabei: Echte Sachkompetenz und Fachkenntnisse sind an diesem Punkt absolut kontraproduktiv, denn die könnten als Konkurrenzgefahr gewertet werden! Mit neuen Gesetzen muss er sich auch nicht abplagen, denn es reicht völlig aus, die ihm freundlicherweise und völlig uneigennützig überlassenen „Vorschläge“ seiner Freunde aus Industrie und Wirtschaft abzunicken ohne den Inhalt zu begreifen. Und sollte so ein Gesetz GG-widrig sein – ja, dann wird eben einfach das Grundgesetz angepasst!
6. Spin Doctors (Medienberater) und PR-Agenturen, natürlich über Parteispenden finanziert, zählen inzwischen zu den permanenten Wegbegleitern des Spitzenpolitikers in spé. Sie sorgen dafür, dass er in den Medien präsent bleibt und keine noch so abgefuckte, ausgelutschte und intellektuell unterirdische Talkshow ausgelassen wird. Hauptsache sein Gesicht erscheint permanent in der Verblödungsmaschine! Kontakt mit seinem Volk hat dieser „Volksvertreter“ selbstverständlich schon lange nicht mehr, denn auch dafür hat er seine Leute. Deren Hauptaufgabe besteht im Beruhigen, Hinhalten, Abwiegeln und Volllabern. Er selbst bewegt sich jetzt in einer Klasse, die „unter sich“ bleibt. Politische Arbeit interessiert ihn nicht die Bohne, denn er reist von Empfang zu Empfang und verdient sein Geld mit Nebeneinkünften und eben der Tätigkeit, die er am besten beherrscht: Der Heißluftabsonderung! Was er da gerade für einen verbalen Ausfluss ablässt ist völlig gleichgültig, denn er wird für jeden Furz zusätzlich fürstlich entlohnt. Er braucht das blöde Stimmvieh nur noch, um weiterhin ganz oben zu bleiben. Ganz oben bedeutet zunächst einmal, ein Ministerium zu übernehmen – ganz egal welches, denn Sachverstand kann er mit dem Geld des bescheuerten Steuerzahlers ja einkaufen – und danach nur noch abzuwarten, bis die Reihe der Kanzlerschaft an ihm ist, wobei fingierte Meinungsumfragen ihren Beitrag leisten. Dann hat er es endgültig geschafft!
„Gretel und Kasperle, Großmutter, Wachtmeister und Krokodil“ sind längst schon Realität! Also Leute: Wenn ihr vorhabt, in dieser unserer Bananenrepublik zum Politiker zu werden, dann sucht euch schon vor der Geburt eure Eltern genauestens aus. Das ist das Allerwichtigste! Anschließend vermeidet ihr Lernen sowie Arbeit und ersetzt das durch Schleimen und Kriechen, während ihr zeitgleich das Maul ganz weit aufreißt – und binnen allerkürzester Zeit steht ihr ganz weit oben! Funktioniert garantiert; ihr braucht bloß mal nach Bad Ballerburg (früherer Name: Berlin) zu gucken!
eine gute auflistung für die laufbahn eines politikers.
eines ist dabei vergessen worden.
solltest du regen halten wollen, sprich laut und in einem etwas agressivem ton.
denk dabei an fjs.
der brüllte seine wähler auch an obwohl es mucksmäuschen still im saal war.
der hat eine lange karriere gehabt und wurde vor seinem ableben nicht in rente geschickt.
denn der beruf eines politikers endet meist erst mit seinem tod.
lebenslange finanzielle versorgung inklusive.
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rede halten soll es heißen.
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wow….der peitschenhieb hat gesessen.
vieleicht sollte man den prager fenstersturz zelebrieren.
aber was weiß ich schon…bin nur ein kleiner wurzelzwerg.
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