So, meine Chili-Saison 2020 ist nun auch endgültig beendet. Es war zwar – und das ist dem nasskalten Juli geschuldet – eine sehr lange Saison, aber letztlich doch erfolgreich, denn 2 Balkonkästen haben 220 Früchte erbracht: Das Saatgut für die kommende Saison ist gesichert! Beinahe schon traditionell hatte ich zwei unterschiedliche Genshakes angesetzt. Einmal die Naschchilis im Blumentopf, deren Erbgut ich nicht kenne – ursprünglich waren das mal rote und schwarze Chilis von Netto. Etwas feurig, ja, aber zumindest für mich selbst nicht weltbewegend – gut, um die an so ziemlich jedes Gericht zu schütten. Das waren in diesem Jahr drei 10cm- bzw. 12cm-Töpfe. Auffällig dabei: Größere Töpfe bewirken sichtlich bessere Wasserspeicherung und die Pflanzen halten länger durch. Auch gab’s damit diesesmal drinnen kein Problem mit Weißer Fliege. Die Naschchilis blieben permanent drinnen auf der Fensterbank.

Die richtigen Chilis waren wieder die Lauenauer Aliens, ein Genshake aus Habanero 7pot Infinity, Bhut Jolokia, Trinidad Moruga Scorpion und Carolina Reaper in fünfter Generation, erstmals die Rachenreibe mit eingekreuzt, nachdem ich drei Jahre gebraucht habe, um an deren Saatgut zu kommen. Für die Lauenauer Aliens wurden wieder zwei 40cm-Balkonkästen mit eingebautem 3l-Wasserspeicher verwendet. Die Aliens wanderten nach den Eisheiligen dauerhaft nach draußen, wurden aber witterungsbedingt in diesem Jahr dann doch, als erste Bodenfröste auftraten, wieder für gut zwei Wochen zum Abreifen zurück in die Wohnung geholt. BTW: Ich hatte überreife Äpfel versuchsweise in die Kästen gelegt, um über deren Ethylen-Ausdunstung ein früheres Abreifen zu erreichen – einen sichtbaren Effekt gab es dadurch allerdings nicht. Was viel brachte war hingegen die Wärme. In allen Fällen kam eine 1:1-Mischung von Komposter- und Blumenerde zum Einsatz, wobei die Aliens immer dann, wenn sich eine leichte Gelbfärbung der Blätter bemerkbar machte, mit einer Kappe von „Mairol Universal Dünger“ (je einmal in den Monaten Juni bis September) gedüngt wurden. Hier ist mal die Timeline:

Naschchilis (Erntedauer April bis Oktober):
07.11.2019 – Aussaat in drei Blumentöpfen in der Fensterbank
20.11.2019 – erste Keimung
09.02.2020 – erste Blütenansätze (Bestäubung durch Schütteln der Pflanzen und vorsichtiges Reinpusten)
13.04.2020 – pünktlich zu Ostern die erste Ernte
11.07.2020 – zwei Töpfe entsorgt, da die Pflanzen über den Urlaub vertrocknet waren
16.10.2020 – letzten Topf entsorgt, da die Pflanzen verwelkten

Lauenauer Aliens (Erntedauer August bis Oktober):
05.01.2020 – Aussaat in zwei Balkonkästen in der Fensterbank
22.01.2020 – erste Keimung
28.01.2020 – massive Keimung
28.03.2020 – Pflanzen erstmals raus gebracht zwecks Gewöhnung an das Sonnenlicht, danach täglich mit sich steigernden Zeiten (1h-11h)
29.04.2020 – erste Blütenansätze
14.05.2020 – erste offene Blüten (Bestäubung ab sofort mittels feinem Pinsel manuell von Blüte zu Blüte alle zwei Tage)
17.05.2020 – Kästen endgültig raus auf den Balkon gebracht
23.06.2020 – Pflanzen stehen in voller Blüte (spät!)
02.08.2020 – erste, geringe Ernte, aber auch abfallende, faulende Früchte nach nasskaltem Juli
19.08.2020 – Beginn zweite Blüteperiode (Bestäubung wie gehabt)
12.10.2020 – Kästen zum Abreifen reingenommen, da Pflanzen voll mit grünen Früchten hängen und erste Bodenfröste auftreten
28.10.2020 – Saisonende und letzte Ernte

Von den 220 Lauenauer Aliens, die ich abnehmen konnte, sind 168 abgereift und somit zur Saatgutgewinnung geeignet gewesen. Da waren auch ein paar richtig giftig aussehende „Wichtel“ mit dabei. Oder, anders ausgedrückt: Ich muss die Totenköpfe auf die Chilis nicht mehr aufkleben oder aufmalen – ich züchte die Totenköpfe! Die nicht abgereiften Früchte bringen zwar kein Saatgut, können aber dennoch verarbeitet werden. Längeres Warten auf das Abreifen hätte übrigens nichts mehr gebracht: Die Pflanzen warfen bereits im großen Stil ihre Blätter ab und – da sie sich drinnen befanden – kam auch wer weiß woher plötzlich die Weiße Fliege rein. Daher war das Saisonende wohl die beste Wahl. Wobei ich gar nicht mal sagen kann, ob die drinnen abgereiften Früchte nun der ersten oder der zweiten Blüteperiode entstammen. Wie dem auch sei: Es ist für mich Masse genug! Die Blumentöpfe für die Naschchilis der nächsten Saison stehen schon fertig vorbereitet im Keller – Aussaat nächste oder übernächste Woche. Und wenn die Aussaat erfolgt ist, dann bereite ich die Balkonkästen der Lauenauer Aliens für 2021 vor.