Ich stöbere regelmäßig in den Wissenschaftsmeldungen, also bspw. bei Analytica World, Innovations Report, der MPG, ORF Science, Pro Physik, ScienceDaily, Scinexx, Spektrum, Welt der Physik usw. Einfach schon aus dem Grunde, weil mir diese Beiträge wesentlich fundierter als die sensationsheischenden, pseudowissenschaftlichen Schlagzeilen in den Yellow-Press-Blättern und in den wenig substanziellen Massenmedien erscheinen. Das handhabe ich schon seit Jahrzehnten so. Dabei ist mir aufgefallen: Irgendwann vermelden die fachlich unbeleckten Medien und gewisse Politclowns, dass irgendetwas nicht geht. Und dann sage ich mir: „Hää? Für das Problem gab’s doch schon vor Jahren da und da ’ne ganz brauchbare Lösung!“

Neulich auch wieder. Da wurde in irgendeinem Interview rumlamentiert, dass es unbezahlbar sei, die Schulen zu Schutz gegen Corona mit anständigen Lüftungssystemen auszurüsten und ich dachte: „Seid ihr noch ganz frisch in der Birne? Klar geht das!“ Nachzulesen bspw. bei der MPG oder – anderes Verfahren – bei Scinexx. Dabei kam mir der Verdacht, dass so manche durchaus äußerst sinnvolle Innovation einfach nur deswegen untergeht, weil zuwenig Entscheidungsträger davon wissen. Abhilfe würde eine Art von „Datenbank der Innovationen“ liefern können. Aber ist das überhaupt realisierbar? Versuch macht kluch …

D. h. ich hab’s einfach mal im Kleinen ausprobiert. Die Basis des Versuchs bildete – da es nichts kosten durfte – die Freeware Scribble Papers, mit der ich schon seit Ewigkeiten sehr gerne arbeite. In dem System legte ich eine Seite an, die untereinander das Alphabet von A bis Z enthielt. Unter dem jeweiligen Buchstaben wurde als Titel dann der Suchbegriff (z. B. „Bioabfälle aufarbeiten“) eingegeben, gefolgt von der URL des Beitrages, dem Originaltitel und einer Kurzbeschreibung mit Stichwörtern. Das sieht dann ungefähr so aus:

B

Bioabfälle aufarbeiten
http://cdn.knoxblogs.com/atomiccity/wp-content/uploads/sites/11/2011/03/portmanpaper.pdf
Natalie Hershlag: A Simple Method To Demonstrate the Enzymatic Production of Hydrogen from Sugar
Das Verfahren beschreibt eine enzymatische Methode, um Bioabfälle inklusive Holzabfällen zu Zucker als Rohstoff für Bioethanol umzuwandeln und gleichzeitig Wasserstoff als Energieträger zu gewinnen.

C

Corona-Schnelltest
https://www.analytica-world.com/de/news/1168174/forscher-enthuellt-sensor-der-covid-19-infektion-schnell-erkennt.html
Forscher enthüllt Sensor, der COVID-19-Infektion schnell erkennt
Der Sensor hätte durchaus das Potenzial, ähnlich einem Zucker-Schnelltest für jedermann verfügbar zu sein.

D

Diagnostik
https://www.sciencedaily.com/releases/2020/12/201201203937.htm
New tests identify early changes in Alzheimer’s disease before symptoms appear
Diese Untersuchung weist darauf hin, dass es durchaus im Bereich des Möglichen liegt, vermittels Blutuntersuchung einen Alzheimer-Früherkennungstest, lange bevor die Krankheit sich manifestiert, durchzuführen.

Seit nunmehr zwei Monaten führe ich diese Liste, diese Mini-Datenbank. Immer dann, wenn mir beim Stöbern in den Wissenschaftsmeldungen ein Beitrag unterkommt, von dem ich annehme, dass das dort beschriebene Verfahren binnen spätestens der nächsten fünf Jahre zum Allgemeingut werden könnte, kommt es zum Eintrag in meine Scribble-Papers-Liste. Über die integrierte Suchfunktion lässt sich etwas blitzschnell wieder auffinden. Was soll ich sagen? Im Durchschnitt komme ich so auf zwei potenziell praktible Verfahren wöchentlich. Das ist nicht nur eine ganze Menge, sondern das zeigt auch, dass sich die Idee mit der Datenbank der Innovationen – einer Idee, von der so ziemlich alle Witrtschaftszweige nur profitieren könnten – durchaus realisieren liesse.

Wie könnte so etwas aber im richtig großen Stil aussehen? Zunächst wäre zu klären, wer verantwortlich zeichnet. Dazu fällt mir auf Anhieb das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein, und zwar da die „Abteilung 5 – Forschung für Digitalisierung und Innovationen„, denn in deren Aufgabenbeschreibung ist zu lesen: „Daneben zielen die Aktivitäten der Abteilung darauf ab, das Entstehen neuer Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle aus der Technologieentwicklung heraus voranzutreiben, deren Anwendung zu ermöglichen und innovationsfördernde Strukturen aufzubauen. Dabei werden auch neue Instrumente der Innovationsförderung entwickelt und erprobt, etwa um das Entstehen von Sprunginnovationen zu unterstützen.“ Die erforderliche IT-Infrastrukur müsste gar nicht mal sonderlich teuer und bombastisch sein, wenn man Server und Open-Source-Datenbank-Softwarelösungen wie bspw. MySQL oder SQLite zugrunde legt.

Wer aber macht die Eintragungen? Wer sichtet die Wissenschaftsberichte? Das wäre etwas, mit dem sich Studenten – und zwar dezentral über ganz Deutschland verteilt – etwas zum Studium dazu verdienen könnten. Was hätte man dann? Eine qualifizierte Datenbank, die den ersten Anlaufpunkt für Politiker, Wirtschaft und Industrie darstellt. Zusätzlich relativ überschaubare Betriebs- und Personalkosten. Darüber hinaus dann noch neu geschaffene Arbeitsplätze. Ich finde, so etwas wäre zumindest mal einen Versuch wert – und das erforderliche Geld wäre sicherlich besser angelegt als ein in meinen Augen ziemlich fragwürdiger Corona-Bonus für Bundestags-Mitarbeiter.