Es gibt Arbeiten die ich aus tiefstem Herzen hasse! Mit so einer Arbeit bin ich gerade, wann immer die Zeit es zulässt (und das ist aktuell wirklich nicht gerade oft, so dass es immer nur in klitzekleinen Schritten voran geht), beschäftigt. Nennt sich Tapezieren – und zwar eins der alten Kinderzimmer. Man muss sich das ungefähr so vorstellen: Das Haus ist 1959/60 erbaut worden. Bedingt durch die Nachkriegsjahre herrschte seinerzeit ein eklatanter Mangel an Fachkräften beim Bau (ähnlich wie heute in der Politik). Da musste man froh sein wenn überhaupt einer kam und nehmen was man kriegen konnte (auch ähnlich wie heute in der Politik). Die Bierflasche ersetzte die Wasserwaage (Ersetzt heiße Luft eigentlich die Kompetenz?) und Hauptsache war, dass man irgendwas irgendwie gemacht hatte und vorzeigen konnte (selbstverständlich auch ähnlich wie heute … – OK, lassen wir das) – Scheiß drauf was passiert.
Das Ergebnis konnte sich vielleicht nicht immer sehen lassen, war aber zum Ausgleich dafür oft genug durchaus irgendwie bemerkenswert, und sei es nur als abschreckendes Beispiel (auch wie heute … – ach ja, hatten wir schonmal). Um eben so ein Zimmer geht es hier – also um ein Horrorzimmer. Nein, ohne Monster oder so. Ich beziehe mich rein auf die Tapeten: Drei Zentimeter Gefälle von der einen bis zur anderen Wand, dazu Schornsteinecken (Schornstein selbstverständlich schief), Dachschräge (auch schief), Trempel (schief), Erkerfenster, Aufputz-Kabelverlegungen, Heizungsrohre usw. und gefühlte hundertausend Ecken, in denen NIE-NIE-NIE irgendwas passt oder gerade ist. Und als ich wegen der Lampen, Schalter und Steckdosen den Strom vom früheren Kinderzimmer abgeschaltet habe, da waren Flur, Teile der Küche und das Bad auch tot. Kein Telefon, kein Router, kein Internet … – soviel zu den etwas merkwürdigen Kupferbergwerken in den Wänden. Womit sich die ganze Tapezieraktion auf die Zeiten mit Tageslicht beschränken muss.
D. h. das Tapezieren – das ich ohnehin nur höchst ungerne mache, aber das erwähnte ich ja schonmal – artet in eine elende, zeit- und nervenfressende Stückelei aus. Zusammen genommen haben meine Frau und ich jetzt binnen rund acht Stunden gerade mal eine Wand fertig bekommen und ich frage mich inzwischen, ob nicht Dynamit die bessere Tapete gewesen wäre. In diesem Sinne gibt’s hier mal einen musikalischen Gruß, nämlich Ulrich Roski’s „Selbst ist der Mann“. Wünscht mir starke Nerven für die weitere Plackerei …