Wieder ist ein Saisonende da und wieder ist ein Chilijahr vorbei. Es war ein schlechtes Chilijahr: Zu kalt, zu nass, zu kurze Vegetationsperiode. Das mit der Vegetationsperiode zeichnte sich schon früh ab. Winter rechne ich immer vom ersten bis zum letzten Schneeschauer und das waren letztes Mal acht Monate. Blieben also nur vier Monate an Vegetationsperiode. Da hatte ich meine Frau schon im Mai drauf hingewiesen, doch sie wollte mit nicht glauben. Na ja, die ziemlich bescheidene Ernte im Garten hat mir Recht gegeben. Doch zurück zu den Chilis.

Geerntet werden konnte nur etwa die Hälfte dessen was ich im Vorjahr hatte. Jedenfalls draußen auf dem Balkon, also von den Lauenauer Aliens, die mittlerweile in sechster Generation gewachsen sind. Es handelte sich wieder um den üblichen Genshake aus Habanero 7pot Infinity (nehmen die Mexikaner zum Rausmobben von Gringos und ist am mildesten), Bhut Jolokia (Elefantenabwehrmittel), Trinidad Moruga Scorpion (Bootsanstrich gegen Krebstiere und Muscheln), Carolina Reaper (Zusatz für Wasserwerfer der Polizei) und Rachenreibe (lässt in vitro jede Krebszelle platzen). Schmeckt sehr gut (blumig-fruchtig-tropisch-aromatisch) – wenn man’s überlebt 😉 . Geschätzter Schärfegrad 10+ irgendwo jenseits von gut und böse. Davon wurden 2 40cm-Balkonkästen mit Wasserreservoir angesetzt. Nach den Eisheiligen kam draußen dann ungefähr noch einmal monatlich eine Kappe voll von „Mairol Universal Dünger“ in das Wasserreservoir rein – und zwar immer dann, wenn die Blätter anfingen, die sattgrüne Farbe ins Gelbliche tendieren zu lassen. Zusammen erbrachten die beiden Behälter bis zuletzt eine Ausbeute von 121 Früchten.

Eine erstaunlich umfangreichere Ernte haben dagegen die Blumentopf-Naschchilis, ein Mix unbekannter und sehr milder Sorten aus Rot und Schwarz von Netto, erbracht. Na gut, sehr mild ist natürlich auch Ansichtssache. Meine Frau sieht das etwas anders. Von diesem Mix setzte ich basierend auf den Vorjahreserfahrungen 3 12cm-Töpfe in der Fensterbank an. Die im Vergleich zum Vorjahr etwas größeren Töpfe speichern mehr Feuchtigkeit und das hatte Auswirkungen auf den Ernteertrag, denn allein diese drei mickrigen Pötte haben rund 150g an aufgereinigten und entkernten Früchten erbracht. In allen Fällen wurde als Erde wie immer eine 1:1-Mischung von Blumen- mit Kompostererde verwendet.

Kommen wir zur Timeline der Blumenpott-Chilis:
03.11.20: Aussaat in 3 12cm-Töpfe.
15.11.20: Erste Keimung.
15.02.21: Erste Blütenansätze.
27.02.21: Erste Blüte offen, manuelle Bestäubung (mit Pinsel) beginnt.
05.04.21: Erste Frucht geerntet (pünktlich zu Ostern, wie angepeilt).
20.07.21: Pflanzen nach schlagartigem, starkem Befall mit Weißer Fliege entsorgt.

Und nun die Timeline der Lauenauer Aliens:
04.01.21: Aussaat in 2 40cm-Balkonkästen.
19.01.21: Erste Keimung.
24.03.21-15.05.21: Gewöhnung an draußen u. d. h. viel Schlepperei mit Aufenthaltsdauern von 2-8 Stunden auf dem Balkon, je nach Witterung.
10.05.21: Erste Blütenansätze.
15.05.21: Mit dem Ende der Eisheiligen bleiben die Kästen dauerhaft draußen.
10.06.21: Erste Blüten offen, manuelle Bestäubung (mit Pinsel) beginnt.
23.08.21: Erste Ernte.
05.09.21: Zweite Blühphase (aber leider viel zu spät).
05.10.21: Dritte Blühphase (natürlich auch zu spät).
11.10.21: Reingenommen wegen Bodenfrost und das Gros der letzten Früchte drinnen abreifen lassen.
23.10.21: Pflanzen entsorgt nachdem sich massenhaft Blattläuse breit gemacht haben.

Das war die diesjährige Chilisaison. Das letzte Saatgut trocknet z. Zt. in der Fensterbank. Obwohl die Ernte zumindest bei den Lauenauer Aliens nicht gerade berauschend ausgefallen ist reicht es für den Eigenbedarf dicke aus – und auch noch für das Präparieren einiger Motorräume von Autos gegen Marder. Zum Wochenende hin steht jetzt das Vorbereiten der Töpfe für die Blumenpottchilis der nächsten Saison an und kommende Woche ist Aussaat; die Aliens folgen dann zu Anfang Januar: Nach der Saison ist vor der Saison!