Die Medien sind voll von den Meldungen über die Omikron-Mutante von CoViD-19. Vergleicht man diese Meldungen, dann findet man Panikmache und Sensationsgeilheit, wobei ganz offensichtlich einer vom anderen abschreibt. Bemüht man Google, um sich selbst ein Bild von der Situation machen zu können, dann sieht die Lage nicht anders aus. Gesicherte und fundierte, wissenschaftliche Informationen? Fehlanzeige … Deswegen habe ich mal wieder in diversen Wissenschaftsjournalen, wissenschaftlichen Suchmaschinen usw. recherchiert, was eigentlich über Omikron bekannt und gesichert ist und was anhand der bisherigen Fälle zu vermuten steht. Fakt ist: Es wird hart werden! Uns droht ein Omikron-Tsunami. Allerdings wird es nicht primär durch die Seuche selbst hart werden, sondern gerade auch deswegen, weil Pandemie und politische Unfähigkeit der vergangenen Jahre die Lage kumulieren lassen.

Beginnen wir mal ganz am Anfang. Das war der Dezember 2019. Damals detektierte man die ersten Krankheitsfälle, seinerzeit noch von der Wildform ausgehend. Nun ist Corona aber ein RNA-Virus und RNA-Viren mutieren verdammt schnell – darauf wies ich hier im Blog schon am 23.06.2020 hin – so dass langfristig von einer endemisch werdenden Krankheit auszugehen ist. Auf die Seuchenwelle des Wildtyps von Dezember 2019 bis April 2021 folgte nahtlos von April 2021 bis Juni 2021 die Alpha-Mutante, abgelöst von Juni 2021 bis heute durch die Delta-Mutation. Alle diese Mutationen zeichneten sich durch einen relativ niedrigen R0-Wert aus, etwa vergleichbar mit dem von AIDS. Omikron beginnt gerade erst seinen Siegeszug und wenn man die Infektionszahlen in UK, Dänemark und Norwegen zugrunde legt, dann dürfte Omikron mindestens etwa so ansteckend wie Masern oder Windpocken sein.

Zwar sind Impfdurchbrüche im ganz, ganz großen Stil zu erwarten – die bisherigen Impfungen schützen durchweg NICHT vor Omikron, weil diese Variante viel zuviele Mutationen beinhaltet – doch scheint nach bisherigem Kenntnisstand die Impfung einen schweren Krankheitsverlauf zu verhindern. Jedenfalls habe ich keine Meldungen über durchgeimpfte UND hospitalisierte Omikron-Erkrankte finden können und das ist bei vielen tausend Betroffenen schon auffällig. So betrachtet ist die Impfung – allerdings in erster Linie die Dreifachimpfung, also das so genannte Boostern – durchaus sinnvoll. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt vermag nämlich noch niemand zu sagen, wie sich die Omikron-Infektion auf Ungeimpfte auswirken wird. Die könnte es durchaus schlimmer als die Geimpften treffen. Modellrechnungen lassen erwarten, dass die Delta-Welle von einem bis etwa März 2022 andauernden Omikron-Peak abgelöst werden wird – mit mindestens doppelt so vielen Infizierten wie es beim bisherigen Delta-Rekord der Fall gewesen ist – bedingt durch die sehr viel größere Ansteckungsrate und durch die sehr viel häufigeren Impfdurchbrüche bei Omikron.

An dieser Stelle wird es politisch. Ein jetzt schon, weil binnen der letzten Jahrzehnte permanent runtergefahren, am Limit agierendes Gesundheitssystem (die neoliberale Pseudoreligion lässt grüßen) gerät dann weit über seine Belastungsgrenze. Sollte Omikron also die Ungeimpften ebenso treffen wie seine Vorläufer, dann bricht unser Gesundheitssystem zusammen und die Triage („kann noch warten, muss sofort behandelt werden, lohnt sich nicht mehr“) wird an der Tagesordnung sein. Nun kann man aber nicht in Rekordzeit ein marodes Gesundheitssystem sanieren, geschweige denn die jahrelange Ausbildung von inzwischen händeringend gesuchtem Pflegepersonal nachholen. Insofern hat unser neuer Gesundheitsminister Talkshow-Kalle durchaus Recht, wenn er nicht müde wird, immer wieder nachdrücklich zum Boostern aufzurufen (keine Angst, ich bin noch lange nicht so gemäßigt-anarchistisch, dass ich die SPD wählen würde). Irgendwie sind wir jetzt aber wieder am gleichen Punkt wie zu Anfang der Pandemie angelangt, an dem es hieß „Flatten the curve!“ – als es darum ging, durch Hygienemaßnahmen die Zahl der hospitalisierten Fälle derart zu begrenzen, dass das Gesundheitssystem die Belastungsgrenze gerade so eben noch nicht überschritten hat.

Das liegt jetzt zwei (Pandemie-) Jahre zurück – zwei Jahre, in denen in Bezug auf das Gesundheitssystem nicht nur der Kopf in den Sand gesteckt worden ist, sondern in denen es zum Scheffeln von Mammon sogar bewusst noch weiter runtergefahren wurde, immer gemäß dem Merkel’schen Motto: „Wir schaffen das!“ Das allein grenzt meiner unmaßgeblichen Meinung nach schon an fahrlässige Tötung. Nun, wir haben es bisher geschafft, irgendwie jedenfalls, wenn man die – Stand heute – weit über 100.000 Toten nicht mitrechnet. Aber das, was jetzt auf uns zukommt, wird extrem heftig. Da ist es durchaus fraglich, ob das bisherige Untätigkeits-und-Raffsucht-Dogma noch ausreichen wird. Was folgt daraus? Daraus folgt, dass ein „Flatten the curve!“ ohne harte und längerfristige Kontaktbeschränkungen – sprich: Lockdown – nicht zu machen sein wird! Entweder das und (auch wenn es vielen nicht schmeckt) Impfpflicht oder die Triage mit deutlich mehr als durchschnittlich 500 Toten täglich. Um diese Zahl mal in Relation zu setzen: Damit würde knapp alle drei Jahre eine Stadt von der Größe Hannovers von der Landkarte verschwinden.

Wie ist das mit dem Omikron-Tsunami jetzt aber genau zu verstehen? Auf der Grundlage von Pandemie-Simulationen können wir getrost davon ausgehen, dass sich in Deutschland etwa jeder Zweite – ganz gleich ob geimpft oder ungeimpft – mit der Omikron-Variante von Corona anstecken wird. Was haben Geimpfte dann zu erwarten? Eine mittelfiese, gut eine Woche lang anhaltende Erkältungskrankheit, mit Symptomen wie Halsschmerzen, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, zugeschwollener Nase und trockenem, kratzigem Husten. Ob „Long-Covid“-Komplikationen auftreten kann bisher noch niemand sagen. Was haben Ungeimpfte zu erwarten? Keiner weiß es. Vielleicht „nur“ die gleichen Symptome. Vielleicht aber auch den Tod.

Einen Lichtblick bietet Omikron dann aber schließlich doch noch. Aufgrund des dadurch ausgelösten, rasanten Infektionsgeschehens werden diejenigen, die es überstanden haben, anschließend voraussichtlich weitestgehend immun gegen Corona in seinen verschiedensten Variationen sein (denn das Immunsystem „kennt“ dann schon eine Menge von möglichen Mutationen) und somit ist davon auszugehen, dass Ominkron die Pandemie begrenzen und zur Endemie machen wird – also ungefähr im nächsten Sommer, wenn sich die Simulationen bewahrheiten sollten. Corona wird es dann zwar immer noch geben, aber „nur“ etwa so, wie es heute immer mal wieder Masern oder Windpocken gibt.

Vielleicht ganz zuletzt noch ein kleiner Hinweis an die Impfgegner: Man kann, darf und soll hinsichtlich einer Impfung durchaus verschiedener Meinung sein. Kein Medikament – und dazu zählen auch Impfstoffe – ist ohne Nebenwirkungen. Alleine wenn ich mir den Beipackzettel meines Betablockers durchlese reicht das völlig aus, um das Medikament unwirksam zu machen 🙂 . Es läuft immer auf eine Risiko-Nutzen-Abwägung hinaus. Doch bei Corona betrachte ich das Risiko als deutlich größer!