Partielle Sonnenfinsternis – die „SoFi“ – am 25.10.2022 in Deutschland und pünktlich zur maximalen Abdeckung der Sonne durch den Mond erfolgte auch die maximale Bedeckung von beidem durch die fetteste Regenwolke des Tages inklusive der fallenden Tropfen. Nun gibt es bei Sonnenfinsternissen aber ein gewisses Zeitfenster, und zwar ungefähr den Zeitpunkt der maximalen Bedeckung plusminus eine Stunde – und dieser Zeitraum lässt sich zum Ablichten der SoFi nutzen! Das tat ich auch. Bei Wolken geht gar nichts. Es gilt, sofern kein klarer Himmel da ist, die Wolkenlücken abzupassen. Sofern mit Regen zu rechnen ist sollte man eine Plastiktüte oder -plane zum Abdecken der Kamera mitführen: Die verhindert nämlich, dass das Wasser unten aus dem teuren Instrument wieder rausläuft! Doch bevor ich auf das Ablichten der SoFi zu sprechen komme: Was ist das eigentlich, eine Sonnenfinsternis?

Der Mond bewegt sich auf einer elliptischen Bahn um die Erde. Rund einmal im Monat befindet er sich dabei auch zwischen Erde und Sonne, jedoch zumeist unter- oder oberhalb der Sonne, so dass es zu keiner Finsternis kommt. Schiebt sich nun der Mond exakt zwischen Erde sowie Sonne und befindet er sich in Erdnähe (Perigäum), dann bedeckt er die sichtbare Sonnenscheibe komplett, so dass nur noch die Sonnenkorona sichtbar ist. Das nennen wir eine totale Sonnenfinsternis. Da der Mondschatten jedoch jedes Mal nur auf einen relativ kleinen Teil der Erdoberfläche fällt, vergehen an einem bestimmten Ort im Schnitt viele Jahre von einer Sonnenfinsternis zur nächsten.

Ist der Mond bei gleicher Konstellation an seinem erdfernsten Punkt (Apogäum), dann wirkt er wesentlich kleiner und kann nicht mehr die gesamte Sonnenscheibe bedecken. Man spricht in dem Fall von einer ringförmigen Sonnenfinsternis. Bedeckt er hingegen nur einen Teil der Sonne, so dass die „angefressen“ erscheint, dann handelt es sich um eine partielle Sonnenfinsternis – so wie in Norddeutschland am 20.03.2015, am 10.06.2021 oder am 25.10.2022 zu beobachten. Wobei das mit dem Beobachten immer so eine Sache ist: Ohne (kräftige) Filter sieht man nämlich gar nichts, weil die Helligkeit der Sonne alles überstrahlt und macht sich dabei bestenfalls die Augen kaputt. Weltweit gibt es zwischen zwei und fünf Sonnenfinsternisse pro Jahr. In Deutschland sichtbar ist die SoFi über den ganz breiten Daumen schätzungsweise alle drei bis 5 Jahre und i. d. R. auch nur partiell.


Partielle SoFi am 20.03.2015 (links) und am 10.06.2021 (rechts): Beide Aufnahmen wurden mit nahezu gleicher Blende und Belichtung bei ISO 100 und mit ND12 angefertigt. Im ersten Fall war die Sonne zu rund drei Vierteln bedeckt und die Überstrahlung hält sich in Grenzen. Im zweiten Fall mit nur minimaler Bedeckung tritt sie bereits ausgesprochen störend in Erscheinung.

Nun zur Fotografie: Da die Sonne mit Ausnahme des Nordens im Jahres- und Tagesverlauf immer wieder woanders steht muss man sich die geeignete Location für die Aufnahmen und vor allem zur richtigen Tageszeit schon recht frühzeitig aussuchen. Man glaubt gar nicht, wie oft einem dabei Bäume oder Berge oder Bauwerke in die Quere kommen können! So habe ich bei der SoFi vom 10.06.2021 das Dorf verlassen und die Bilder vom freien Feld aus machen müssen während es am 25.10.2022 problemlos vom heimischen Garten aus möglich war. Wenn denn der große Tag gekommen ist, dann macht man sich mit Stativ, ND-Filtern und Kamera auf den Weg – ohne ND-Filter und Stativ kann man die ganze Angelegenheit getrost vergessen! Ein Fernauslöser ist hingegen nicht erforderlich, da die Belichtungszeiten so kurz gehalten werden (müssen), dass ein Verwackeln praktisch ausgeschlossen ist.


Partielle SoFi am 25.10.2022 mit Wolken: ISO 200, 350mm Brennweite, Blende 13 und Verschlusszeit 1/2.000 Sek. mit ND1000 führt zu einem eher mystischen Bild.

Die Kamera wird auf das Stativ montiert und OHNE ND-Filter zuerst einmal grob ausgerichtet. Das Ausrichten ist eine Kunst für sich, denn man sieht entweder nur Helligkeit oder nur Dunkelheit und muss irgendwie das passende Mittelmaß inklusive der Sonne dazwischen finden. Dabei NIEMALS direkt in den Sucher blicken, denn das kann ganz schnell zu irreparablen Augenschäden führen! Anschließend wird der ND-Filter angebracht und erst jetzt erfolgt die endgültige, exakte Ausrichtung. Mit hinreichend starkem Filter sind auch die Augen beim Blick durch den Sucher einigermaßen geschützt. Welchen ND-Filter braucht man? Mit ND12 ist das Ablichten der SoFi bereits möglich, jedoch führen kleine ND-Werte i. d. R. zu Problemen durch Überstrahlung. Besser sind daher ND64 oder ND1000. Mit letzterem Filter sind gestochen scharfe Bilder ohne Überstrahlungseffekte möglich. Bei tiefstehender Sonne ist noch zu beachten, dass im Objektiv Farbreflexe auftreten können. In dem Fall richtet man das Objetiv minimal und mit SEHR viel Gefühl ganz vorsichtig so aus, dass der Farbreflex ins Innere der Sonnenscheibe wandert und somit von deren Helligkeit überdeckt wird – dazu sind wirklich nur minimalste Bewegungen am Objektiv notwendig!


Partielle SoFi am 25.10.2022 ohne Wolken: ISO 100, 350mm Brennweite, Blende 13 und Verschlusszeit 1/2.500 Sek. mit ND1000 führt zu einer Art von „Scherenschnitt“.

Richtwerte für die Fotografie selbst zu nennen ist sehr schwierig, denn die Helligkeit der Sonne variiert von Situation zu Situation. Als Empfindlichkeit empfiehlt sich tagsüber ISO 100; nur abends und kurz vor Sonnenuntergang oder wenn man Wolken zusätzlich mit abbilden will kann man höher gehen. Mit einer KB-äquivalenten Brennweite von 350 bis 1.000mm ist man auf der sicheren Seite. Bleiben noch Blende und Verschlusszeit. Vormittags im Frühjahr empfiehlt sich Blende 8 bis 22 (je kleiner die Blendenöffnung desto besser) mit einer Belichtungszeit von ca. 1/2.500 bis 1/4.000 Sek. Die Verschlusszeit darf bei höherer Blendenzahl gerne runter bis auf 1/2.000 Sek. gewählt werden, aber nicht länger. Mittags im Herbst sind Blende 13 bis 32 und Belichtungszeit ca. 1/2.000 bis 1/4.000 Sek. eher angesagt. Beide Angaben gelten für die Fotografie mit ND-Filtern (s. o.). Die Bilder werden im manuellen Modus („M“) aufgenommen und das Fokussieren erfolgt automatisch.


Partielle SoFi am 25.10.2022 mit Wolken: ISO 100, 350mm Brennweite, Blende 13 und Verschlusszeit 1/2.500 Sek. mit ND1000 als Stimmungsbild.

Derjenige, der an der Astrofotografie interessiert ist, wird die gestochen scharfe Aufnahme des „Scherenschnitts“ bevorzugen, während derjenige, dem eher die Landschaftsfotografie liegt, wahrscheinlich das wolkige Stimmungsbild favorisieren dürte: Die Auswahl dazwischen hat man nur bei Wolkenlücken! Ansonsten trifft die Entscheidung nämlich das Wetter … Bitte auch beachten: Wenn Wolken die Sonne gerade verdecken, dann die Kamera abschalten, weil ein zweistündiges Zeitfenster den Akku im Dauerbetrieb doch ziemlich in die Knie zwingt!


Eine gigantische Protuberanz am 18.10.2022: Abends vor Sonnenuntergang mit ND1000, Brennweite 350mm, Blende 22, ISO 3.200 und 1/3.200 Sek. Verschlusszeit.

Abschließend noch ein kleiner Hinweis, der mit der SoFi nur insofern etwas zu tun hat als dass mir das bei der frühzeitigen Suche nach einer geeigneten Location aufgefallen ist: Ab Blende 22 aufwärts kann man mit ganz viel Glück bei den angeführten Brennweiten auch mal gigantische Protuberanzen am Sonnenrand erwischen!