Kameras sind heute elektronische High-Tech-Geräte. Elektronik und Wasser ist allerdings eine ganz, ganz schlechte Mischung. Mit der Fotografie bei Regenwetter ist das daher immer so eine Sache und es besteht immer die Gefahr, die Kamera zu ruinieren, wenn es anfangen sollte, so richtig aus Kübeln zu schütten. Deswegen bietet der einschlägige Fachhandel auch „Regencapes“ für Kameras an, allesamt so in der Preisklasse von zehn bis dreißig Euro liegend. Schaut man sich solche Regencapes einmal genauer an, dann stellt man fest: Eigentlich ist das nur eine Art von schnöder Plastiktüte mit einer Durchführung für das Objektiv und einer integrierten, mal mehr und mal weniger sinnvollen bzw. zweckmäßigen Befestigung des Plastikbeutels am Objektiv. Und dafür soviel Geld ausgeben?!? Ich habe jahrelang einen simplen Müllbeutel verwendet. Der war für’s Foto schnell von der Kamera entfernt und anschließend schnell wieder drüber gestülpt. Ging auch – war nur nicht sonderlich haltbar.

Deswegen überlegte ich mir was anderes. Wenn ich beim Bäcker ein geschnittenes Brot kaufe, dann wird das immer in eine deutlich stabilere sowie klarere Plastiktüte verpackt und die kann man auch nehmen (die kleinere Tüte für ein halbes Brot reicht übrigens als Kamera-Regencape meist schon völlig aus). Nun wäre es ja schön, wenn man so eine Tüte mit einer Objektiv-Durchführung versehen könnte, so dass sie bei Mistwetter immer an der Kamera verbleibt. Geht das? Ja – und zwar mit der zur Schlechtwetterblende umfunktionierten Sonnenblende. Ist ganz einfach und die Bastelarbeit beansprucht keine zehn Minuten. Was braucht man dazu? Die Brottüte aus Plastik, die Sonnenblende, einen CD-Markierungsstift (damit man auf dem Plastik was anzeichnen kann), eine Schere und Tesafilm.


Der Plastikbeutel wird plan auf dem Tisch ausgebreitet, dann die Kamera darauf legen und man sieht, wo man die Objektivdurchführung anbringen muss.

Zuerst wird der Plastikbeutel plan auf einen Tisch gelegt. Darauf kommt – Objektiv zur verschlossenen Beutelunterseite gerichtet – die Kamera. Jetzt sieht man sofort, wo man die Objektivdurchführung anzubringen hat.


Mittels CD-Stift wird der vorzunehmende Auschnitt markiert.

Jetzt legt man die Sonnenblende mit der normalerweise zum Objektiv zeigenden Seite so auf den Beutel, dass ungefähr ein Drittel der Blende auf dem Beutel und zwei Drittel außerhalb zu liegen kommen und umfährt das Objektiv auf dem Beutel mit dem CD-Stift. Warum nur zu einem Drittel? Damit der Ausschnitt nicht zu groß wird. Größer schneiden kann man das Loch immer noch, doch wenn es von Anfang an zu groß ist, dann benötigt man gleich einen anderen Beutel. An der Markierung entlang wird jetzt mittels Schere ein halbkreisförmiger Ausschnitt am Beutel vorgenommen (der, da der Plastikbeutel ja zusammengefaltet liegt, hinterher eine kreisförmige Öffnung ergibt).


Der Beutel ist mit Tesafilm an der Sonnenblende befestigt worden.

Im nächsten Schritt befestigt man die Sonnenblende mit Tesafilm in der Öffnung. Das ist etwas fummelig und es empfiehlt sich, Blende und Beutel zuerst mit ein paar kleinen Tesastücken aneinander zu fixieren und erst danach eine Verklebung rundum zwecks Abdichtung durchzuführen. Kleine Anmerkung an dieser Stelle: Bei einer Gegenlichtblende mit Ausschnitten drin funktioniert ein Gummi- oder Haarband anstelle des Tesafilms NICHT (ausprobiert). Bei einer durchgehenden Blende mag das aber vielleicht anderes aussehen und ist zumindest den Versuch wert.


Die Sonnenblende hält jetzt den Beutel mit innenliegender Kamera und ist zur Schlechtwetterblende umfunktioniert worden.

Das war’s auch schon an Bastelarbeit. Jetzt nur noch die Kamera in den Beutel schieben, Sonnenblende am Objektiv einrasten lassen und fertig ist der Regenschutz. Ein Regenschutz übrigens, den man jederzeit wieder zerlegen kann, indem man die Tesafilmkonstruktion entfernt.


Die Kamera mit montiertem Regencape.

Was muss man beachten? Zur Kamerabedienung fasst man am besten in den Beutel hinein – Platz genug dafür bietet der Brotbeutel allemal. Man kann die Bedienung zwar grundsätzlich auch von außen vornehmen, doch behindert das Plastik dabei merklich. Dann wäre da bei der DSLM noch der Sensor für die automatische Umschaltung zwischen Display und Sucher. Wenn der sehr empfindlich ist, dann wird das Display aufgrund des Beutels grundsätzlich abgeschaltet und nur noch der Sucher ist verwendbar (manchmal – muss man ausprobieren – hilft es, den Sensor knapp bis zur Hälfte mit schwarzem Isolierband zu überkleben, um dieses unerwünschte Verhalten abzustellen). Man kann aber auch durch den Beutel auf den Sucher schauen bzw., wenn die Kamera das zulässt, den Sucher abschalten und das Display ständig eingeschaltet lassen. Schließlich hält man die Kamera bei Nichtbenutzung noch so, dass kein Wasser, auch nicht bei Platzregen, eindringen kann u. d. h. mit dem (an der Frontlinse ungeschützten) Objektiv nach unten und mit über das Display geschlagenem Plastikbeutel.

Den Beutel gibt’s kostenlos vom Bäcker. Die erforderliche Menge an Tesafilm beläuft sich maximal auf einen Preis von knapp einem Cent. Die Sonnenblende wird i. d. R. beim Objektiv mitgeliefert. Man muss also für ein Kamera-Regencape keinen zweistelligen Eurobetrag ausgeben: Gewusst wie!

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