Ich bin zwar kein Batterieexperte, aber ich fahre jetzt seit rund einem halben Jahrhundert. Im Verlauf dieser Zeit habe ich so manche Schlechtigkeit der motorisierten Untersätze mitbekommen, angefangen bei Wasser im Auto über nicht funktionierende Bremsen, Fahrzeugbrand bis hin zu blockierten Bremsen nebst Lenkung bergrunter auf einer Pass-Straße. Alles nicht wirklich ein Problem, wenn man das Fahrzeug kennt und nicht in Panik gerät. Eine Fehlerquelle allerdings zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamten fünfzig Jahre und das ist die Autobatterie. Autobatterieprobleme treten unweigerlich irgendwann bei jedem Fahrzeug auf. Deswegen will ich hier einmal meine Erfahrungen damit schildern.
Vorab: Wie lange hält eine Autobatterie eigentlich? Das ist sehr unterschiedlich und kommt auf die Art der Beanspruchung an. Der Durchschnittswert von 4 Jahren sagt da herzlich wenig zu aus. Wenn das Fahrzeug immer nur auf Kurzstrecken (d. h. unter 50km) eingesetzt und daher häufig wieder angelassen werden muss, dann ist für die Batterie zumeist schon nach spätestens 3 Jahren Schluss, mitunter aber auch schon nach nur 2 Jahren. Läuft das Fahrzeug dagegen vorwiegend auf der Langstrecke (d. h. über 50km), dann hält die Batterie locker 6-7, im Einzelfall auch schonmal 10 Jahre. Gerade die Umgebungstemperatur spielt eine wichtige Rolle: Die Batterie altert im Sommer und stirbt im Winter. Bei höheren Temperaturen kommt es nämlich zur beschleunigten Korrosion der Materialien; erforderliche Flüssigkeit verdunstet irgendwie (früher konnte man destilliertes Wasser nachfüllen und den Säurestand prüfen; bei den heutigen wartungsfreien Batterien funktioniert das nicht mehr) und selbstverständlich bewirken hohe Temperaturen auch eine schnellere Selbstentladung. Letztere liegt beim Bleiakku – und um den handelt es sich bei der Autobatterie ja – bei bis zu 6% monatlich (bei 20°C).
Rechnen wir mal: Die Batterie hat, wenn das Auto abgestellt wird, vielleicht noch 80% Ladung und das Fahrzeug wird vielleicht nur selten bewegt. Nach vier Wochen sind es 74% Ladung, nach zwei Monaten 68% Ladung usw. Dabei noch nicht mal mitgerechnet ist der Standzeit-Verbrauch (z. B. durch Steuergerät, Uhr etc.). Der liegt bei mindestens 15A monatlich. D. h. eine 44Ah-Batterie ist nach zwölf Wochen „Auto in der Garage“ definitiv ratzekahl leer! Sobald der Motor beim Anlassen nur unwillig bzw. müde dreht (und u. U. auch schon die Innenbeleuchtung dunkler wird) ist das ein frühes Warnzeichen. Man fährt los und die Probleme geben sich. Zeitweise! Weil die Batterie beim Fahren wieder halbwegs aufgeladen wird. Aber eben nicht genug. Richtwert dazu: Nach rund 50km Fahrt ohne weitere Verbraucher (Licht, Radio, Klimaanlage, beheizbare Heckscheibe etc.) ist sie wieder halbwegs geladen. Um sie so richtig voll zu laden sollte man schon von rund 300km Fahrt ausgehen: Bei den heutigen Spritpreisen sind dann ein Ladegerät und eine Reservebatterie die deutlich wirtschaftlichere Lösung!
Fährt man weniger, dann macht sich die Startschwäche immer stärker bemerkbar. Irgendwann wird es kühler und dazu muss es noch gar nicht mal Frost gegeben haben. Aber für die Batterie war’s das dann. Wenn die noch halbwegs Saft hat, dann stimmt das Auto den Anlassjodler an. Oder aber es macht beim Anlassversuch nur noch „Öpp!“ und ein paar Lämpchen funzeln kurz trübe auf. Letzteres passierte mir erst gestern mal wieder, als ich mit Schwiegervaters Auto zum Einkaufen fahren wollte. Ergo hängt man die Batterie an das bereits erwähnte Ladegerät und wappnet sich in Geduld. Dabei gibt’s zwei Varianten, nämlich Schnell- und Normalladung. Die Normalladung ist zu bevorzugen, denn sie beschädigt die Batterie nicht. Allerdings muss man dafür mindestens 12 Stunden einkalkulieren; besser ist es, die Batterie gleich über Nacht dran zu lassen. Bei der Schnell-Ladung ist die Batterie zwar schon nach rund 4 Stunden voll, was aber aufgrund des hohen Ladestroms zu Schäden führen kann (es reißen Kurzschluss verursachende Partikel aus den Platten heraus und die lagern sich als leitender Schlamm unten ab). Solche Schäden treten nicht unmittelbar auf, doch die Lebensdauer der Batterie wird deutlich verkürzt.
Bleiben wir also bei der Normalladung. Das Ladegerät zeigt den Ladestrom an. Wenn der anfangs unter 6A liegt und im Verlauf mehrerer Stunden nach und nach auf 1 oder 0,5A absinkt, dann sieht die Sache sehr gut aus. Dann kann man nämlich davon ausgehen, dass die Batterie am nächsten Tag definitiv wieder voll und auch in Ordnung ist. Aber es gibt leider auch noch zwei andere Verhaltensweisen. Eine besteht darin, dass das Ladegerät immer zwischen 0 und 6A hin und her schaltet. Das weist eindeutig auf einen („harten“) Kurzschluss hin, bei dem durch Stöße o. ä. Teile abgerissen sind und nun in Kontakt kommen. So eine Batterie ist ein Fall für’s Recycling; sie ist nicht mehr zu retten. Manchmal tritt beim Ladeversuch derart kurzgeschlossener Batterien auch ein Geruch nach faulen Eiern auf und die Batterie erwärmt sich übermäßig, u. U. bis hin zum Ausbeulen des Gehäuses.
Bei der anderen Variante ist es zum Plattenschluss gekommen; man nennt solche Batterien auch „taub“. Sie zeigen oftmals die volle Spannung an, doch schon bei der geringsten Stromentnahme bricht die zusammen und die Batterie nimmt auch keine Ladung mehr auf (d. h. das Ladegerät kommt von vornherein nicht über 1A hinweg). Wovon kommt das? Von der so genannten Sulfatierung. Im Zuge der Sulfatierung (zu der es oft und gerne kommt, wenn die Batterie monatelang unbenutzt herumsteht) ist prinzipiell das Gleiche wie beim Laden geschehen, denn es hat sich Bleisulfat auf den Platten gebildet. Das Bleisulfat aus der langsamen Selbstentladung führt jedoch zu wesentlich größer wachsenden Kristallen als beim normalen Ladevorgang und damit zu einem höheren Innenwiderstand der Batterie. Das bedeutet, dass sie einerseits die Ladung nicht mehr annimmt und andererseits ihre Kapazität ins Bodenlose sinkt. So endet häufig das Leben einer in weiser Voraussicht beschafften Reservebatterie: „Eigentlich müsste das Ding doch gehen, aber …“ Auch mit diesem Verhalten ist die Batterie ein Fall für den Müll.
Wie aber kann man nun auf Nummer Sicher gehen? Mit zwei wechselseitig verwendeten Batterien. Eine davon befindet sich im Auto. Die andere (die Reservebatterie) steht idealerweise bei rund 10°C rum, also weder zu warm noch zu kalt – bspw. in einem Kellerrraum. Nach Ablauf eines Vierteljahres wird die Reservebatterie voll geladen und gegen die Batterie aus dem Auto ausgetauscht. Letztere voll laden und für ein Vierteljahr wegstellen. Nochmal voll laden, wieder tauschen usw. Klar, das macht Arbeit und kostet je nach Batterie auch richtig Geld – aber auf diese Weise hat man immer zwei wirklich betriebsfähige, gute Batterien zur Hand und auch nach der kältesten Winternacht braucht man keine Angst mehr vor dem Anlassjodler zu haben!
Moin, moin!
Nach 300 km ist die Batterie wieder voll. Eine schöne Abschätzung.
Gibt es auch eine Schätzung nach wieviel Kilometern die Start „verbrauchte“ Energie wieder nachgeladen ist?
Thomas Dose
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Kann ich nicht sagen. In meiner Werkstatt empfahl man mir 40km mit ständig laufendem Motor, aber das kann eigentlich gar nicht sein, wenn ich das mit den zahllosen Starts vergleiche, die ich beim beruflichen Fahren hinlegen muss. Denn wenn die 40km stimmen, dann müsste ich alle naselang wegen leerer Batterie liegenbleiben. Das muss folglich unter 40km liegen. Aber bei wieviel weiß ich auch nicht.
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