Lt. Wikipedia leitet sich der Begriff Faschismus von dem italienischen Wort „fascio“ ab: Ein fascio ist ein Verein, ein Bund und daher wären Faschisten wörtlich übersetzt „Bündler“ und „Faschismus“ wäre Bündlertum. Diese Begriffserläuterung ist allerdings inhaltsleer, denn sie sagt nichts über die Ziele des Bundes aus. Die aber wurden (und werden?) i. d. R. mit nationalistischen, nach dem Führerprinzip organisierten antiliberalen und antimarxistischen Ideologien gefüllt. Was dabei herauskommen kann zeigt die deutsche Geschichte.

Doch wie entsteht Faschismus eigentlich? Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland kaum Täter, denn jeder hatte angeblich von nichts gewusst und nur Befehle ausgeführt. Wohin das unreflektierte Ausführen von Befehlen führen kann zeigt neben den millionenfachen Morden in den KZs das Milgram Experiment recht eindringlich. Ich habe mich lange gefragt, wie Menschen so abgestumpft reagieren können und was es eigentlich mit der Entstehung von Faschismus auf sich hat. Das Ergebnis meiner Recherchen und Überlegungen will ich hier einmal – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – zur Kenntnis geben. Vielleicht liege ich ja daneben. Vielleicht aber auch nicht …

Die Entstehung von Faschismus benötigt eine gewisse Grundlage. Der Nährboden sind offensichtlich soziale Schieflagen: Existenz- oder Zukunftsangst, Verarmung, fehlende Perspektiven und Orientierungslosigkeit aufgrund vom Verlust des Gewohnten. Ist dieser Nährboden erst einmal vorhanden, dann kann man die Menschen mit subtiler Manipulation und Indoktrinierung lenken. Anders ausgedrückt: Dann lenkt man das Denken dieser Menschen. Der Trick dabei besteht darin, die Menschen glauben zu lassen, dass die fremdgesteuerte Denkweise von ihnen selbst kommt. Auf diese Weise kann auch eine Minderheiten-Gruppierung zu Ansehen und Macht gelangen – die Nazis haben es 1933 vorgemacht. Aber wie funktioniert das jetzt im Detail?

Zunächst bedarf es einer charismatischen Führungspersönlichkeit, die einige, wenige Gefolgsleute um sich schart, damit eine gut organisierte (gefürchtete?) Kaderstruktur aufgebaut wird. Das Filtern von Informationen (kein Abwägen, Weglassen relevanter Fakten, ggf. gezielte Falschinformationen streuen) führt innerhalb dieser Struktur zu Tunnelblick und Tunneldenken. Damit das auch so bleibt, ist eine strenge Disziplin in dieser Keimzelle erforderlich. Die lässt sich umso leichter durchsetzen, je mehr man sie mit Versprechen (Erfolg und Macht) koppelt. Ist dieser Punkt erst einmal erreicht, dann kann die Führung ihre Anweisungen als nicht zu hinterfragende Befehle erteilen. Das fördert ein unkritisches Obrigkeitsdenken, welches durch das Aufstellen von Verhaltensvorschriften bzw. Grundsätzen zementiert wird. Ab dieser Phase muss die Gruppenführung nicht mehr permanent in Erscheinung treten, denn aufgrund der Vorschriften und der gefilterten Informationen bewirkt allein der Gruppendruck, dass sich die Gruppe selbst im Sinne der Führung optimiert.

Für die Informationen werden „geistige Abkürzungen“ verwendet u. d. h., sie werden auf Schlagworte und Parolen beschränkt. Dadurch wird kritisches Denken ausgeblendet, die Freiheit von Meinung und Denken gilt innerhalb der Gruppe auch ohne explizite Anweisung fortan als unerwünscht. Auch stellt man die Form der Berichterstattung über die Inhalte. Alle diese starren Vorgaben dienen dazu, innerhalb der Gruppe den Gemeinschaftssinn zu wecken und ein „Wir“-Gefühl zu erzeugen: Der Einzelne ist nichts; die Gruppe ist alles! Die Gleichschaltung aller Gruppenmitglieder wird dadurch gefördert, dass die gesamte Gruppe ihre starren Grundsätze immer und immer wieder einübt, was letztlich die Züge einer Gehirnwäsche trägt. Erfolgserlebnisse Einzelner (und seien sie noch so klein) lassen sich immer zum Gruppenerfolg hochstilisieren. In einer derartigen Gruppe braucht keiner mehr selbst zu denken, denn das tut die Führungsschicht für ihn – die allerdings letztlich nur menschliche Bequemlichkeiten geschickt auszunutzen versteht.

In der gewohnten Gemeinschaft fühlen sich die Gruppenmitglieder sicher, unangreifbar und kultivieren ein elitäres Denken, mit dem sie sich von „den anderen“ abgrenzen. Symboliken und bestimmte Verhaltensweisen fördern die Abgrenzung. Damit die Gruppe vergrößert werden kann (um mehr Macht zu gewinnen), stellt sie die Vorteile heraus und verschweigt gleichzeitig die Nachteile. Mittels dieser bewusst einseitigen Darstellung wirkt sie auf Außenstehende verlockend und teilhaben darf nur derjenige, der sich als „würdig“ oder „auserwählt“ erweist. Mitgliedsausweise und die permanente Kontrolle durch Denunzianten tun ein Übriges, um Kritik oder Abweichlertum zu unterdrücken und das freie Denken auf die Gleichschaltung zurecht zu stutzen. Zusätzlich werden soziale Kontakte zu Menschen außerhalb der Gruppe missbilligt oder sogar zerstört.

Von all diesen Nachteilen erfahren die Gruppenmitglieder allerdings nichts; stattdessen sehen sie nur die Vorteile, berichten die und trachten danach, die Gruppe auf dieser Basis zu vergrößern. Wenn sie Kritik von außerhalb der Gruppe vernehmen, dann betrachten sie „diese anderen“ als Gegner: Der Gruppendruck erzeugt eine Persönlichkeitsveränderung. Aufmerksamkeit (und Begehrlichkeit!) erreicht die Gruppe, wenn sie einen Anteil zwischen 10 und 20% der Bevölkerung ausmacht. Zugleich bringt diese Aufmerksamkeit Andersdenkende dazu, sich zu verstecken bzw. verstecken zu müssen u. d. h. die kritischen (freien!) Stimmen verstummen zusehends. Wächst die Gruppe weiter, dann folgt unweigerlich auch die Anwendung von Gewalt gegen Andersdenkende – anfangs verdeckt und später ganz offen. Schließlich kann die faschistische Gruppierung durchaus noch dadurch, dass sie Erfolge anderer von der Faschisten Gnaden bewirkt, eine Art von Bringschuld bewirken, die ihr letztlich irgendwann einmal zur unumschränkten Macht verhilft.

Das zur Enstehung des Faschismus: Die Nazis in Deutschland sind ein trauriges Beispiel dafür. Aber Faschismus ist keine typisch deutsche Eigenschaft. Ich hatte in der Vergangenheit (und gegen meinen Willen, wie ich ausdrücklich betonen möchte!) mit international tätigen Großkonzernen und mit einer fürchterlichen Sekte zu tun, die auf eben genau diese oben geschilderten Methoden setzten. Ich wandte mich seinerzeit angewidert ab und fragte mich, wie grottendämlich Menschen eigentlich sein müssen, um eine derartige Manipulation und Indoktrinierung nicht zu bemerken. Denn mal ganz ehrlich: Wenn ein Großkonzern eine Veranstaltung macht, Stars auftreten lässt und alle unkritisch „Hurra!“ brüllen, dann erinnert mich das frappierend an die Großveranstaltungen der NSDAP! So etwas lässt aber auch eindeutige Rückschlüsse auf das betreffende Unternehmen zu: Man braucht im Neoliberalismus keine kreativen, kritischen Mitarbeiter. Was man stattdessen tatsächlich braucht, sind kritiklose Mitläufer! Wieviele Möchtegernhitlers gibt es eigentlich unter den Managern?

Wenn man sich vor diesem Hintergrund einmal anschaut, wer besagte Großunternehmen berät und wer auch unsere so genannten „Volksvertreter“ berät, dann ergeben sich da deutliche Zusammenhänge. Wenn man zudem noch berücksichtigt, dass bei Abstimmungen im Bundestag eine gewisse „Fraktionsdisziplin“ – einen Fraktionszwang gibt ja angeblich nicht – eine wesentliche Rolle spielt, dann können einem gewaltige Zweifel an unserer so genannten Demokratie kommen. Oder aber, anders gefragt: Wieviel Faschismus steckt eigentlich in neoliberaler Politik, in den diesen Irrweg unterstützenden Politikern und in den Konzernen, die davon profitieren? BTW: Mit ist leider schon häufiger gesagt worden, dass ich in meinem Blog nicht so deutlich werden soll, wenn ich keine Nachteile erleiden will. Hm… – wie weit sind wir in Bezug auf den Faschismus heute eigentlich schon wieder?